|
Kant-Bibliographie
Vorwort
Die Fertigstellung des vorliegenden Bandes der "Internationalen Kant-Bibliographie"
ist geprägt von meiner Verbundenheit mit Prof. Rudolf Malter und geschah
in seinem Gedenken. Vor genau drei Jahrzehnten hat Rudolf Malter sein
Vorhaben begonnen, angeregt von einem Artikel H. J. de Vleeschauwers,
der 1966 in den Kant-Studien den Entwurf einer umfassenden Kant-Bibliographie
vorlegte. Damals ging man noch davon aus, daß das zusammengetragene Material
systematisch zu erschließen sei, nachdem es vollständig verifiziert, gesichtet
und inhaltlich geordnet wurde. Während Vleeschauwer "dem Redakteur" sogar
noch zutraute, die Literatur nach Maßgaben der Wissenschaftlichkeit zu
bewerten und über die Titelaufnahme zu entscheiden, trat Malter neutral
und bescheiden auf: Aufgabe des Bibliographen sollte sein, die Publikationen
zu erfassen, die "Kant", einen Kantischen Terminus oder eine Schrift Kants
im Titel nennen, und zwar nach Möglichkeit vollständig: Literatur aller
Gattungen, aus allen Ländern, in allen Sprachen. Allerdings war zum damaligen
Zeitpunkt nicht zu ermessen, welchen Aufschwung die Kant-Forschung erfahren,
und in welchem Maße die Zahl der Veröffentlichungen anwachsen würde, nämlich
von durchschnittlich 168 Kant-Titeln pro Jahrgang in den 60ern auf 565
in den 80er Jahren. Mit dem um das Jubiläumsjahr 1974 erstarkten Interesse
an der Kantischen Philosophie gewann auch die Kant-Bibliographie an Bedeutung,
die Malter verfaßte und seit 1968 anfangs unregelmäßig, später jahrgangsweise
in den Kant-Studien veröffentlichte. Diese - ergänzt durch bibliographische
Beiträge ausländischer Kant-Forscher - sollten die Grundlage des ersten,
chronologisch letzten Bandes einer vierbändigen "Internationalen Kant-Bibliographie
1749 bis 1990" bilden, die nun als abgeschlossene, retrospektivische Primärbibliographie
nach chronologischem Ordnungsprinzip konzipiert war. Ende der 80er Jahre,
in einer Zeit des technischen Umbruchs, der inzwischen auch das Philosophische
Seminar der Mainzer Universität erreicht hatte, begann Malter mit der
Arbeit an dem Band für den Berichtszeitraum 1945 bis 1990, indem er das
vorhandene, zumeist bereits in Teilen publizierte Material durch Einscannen
digitalisieren ließ. Was als Ergebnis jahrzehntelanger individueller Forschungsarbeit
Rudolf Malters unter völlig anderen publikationstechnischen Vorgaben entstanden
war, hätte im Zuge der Digitalisierung eines umfassenden Konzepts für
die technische Umsetzung bedurft. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Nach
seinem Tod im Dezember 1994 lagen demnach zahlreiche Einzeldateien vor,
bezogen auf die Jahrgänge 1945-1990, z. T. ergänzend mehrere Jahrgänge
umfassend oder für diverse Sprachräume recherchiert, insgesamt ca. 9000
bibliographische Einträge, in mühsamer Kleinarbeit von studentischen Hilfskräften
korrigiert und auf den Stand der Kant-Studien-Beiträge gebracht. Was noch
zu tun blieb, schien zunächst nicht mehr und nicht weniger als das "Zusammenschneiden"
der Fragmente. Im Laufe der Arbeit stellte sich heraus, daß noch zahlreiche
Verifizierungen vorzunehmen waren - eine aufwendige und zeitintensive
Tätigkeit, noch dazu ohne Malters Wissen und Beziehungen. Zudem konnten
neue bibliographische Quellen ausgewertet werden, die erst 1995ff. vorlagen
(und zwar die Magisterarbeit über die Rezeption Kants und Fichtes in China
von Frau Li Li bei Prof. Lauth, München 1995, eine Bibliographie spanischsprachiger
Kant-Literatur von Frau Prof. Dulce María Granja Castro, Iztapalapa/México
1997 und eine Bibliographie der Kant-Literatur in russischer Sprache 1803-1994
der Russischen Akademie der Wiss., Institut für Philosophie, Moskau 1998).
Der nun vorliegende Band konnte nur fertiggestellt werden durch die Mitwirkung
und Unterstützung zahlreicher Personen und Institutionen, die alle im
Dienst der Sache ihr Bestes taten und ihren Beitrag im Andenken an Rudolf
Malter leisteten. Allen Mitwirkenden sei an dieser Stelle herzlich gedankt:
Dem Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Kant-Gesellschaft
e. V. Bonn, die die Fertigstellung und Publikation dieser Bibliographie
durch die befristete Bereitstellung einer halben Mitarbeiterstelle und
projektgebundenen Geldern ermöglichten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Zentralbibliothek der UB Mainz sowie Frau Sylvia Meisinger, M. A.,
von der Institutsbibliothek des Philosophischen Seminars unterstützten
die Literaturrecherchen mit viel Geduld und Engagement. In der Anfangs-
und der Schlußphase trug Dr. Olav Wiegand als Mitarbeiter Prof. Seebohms
zur technischen Abwicklung der Herstellung des vorliegenden Bandes entscheidend
bei.. Die laufende Bearbeitung der Dateien unterlag den studentischen
Hilfskräften Anne Kunst und Steffi Schöbel sowie Frederick Binet, M. A.,
der im Auftrag der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Malter über Jahre als geschätzter Mitarbeiter zur Verfügung stand. Ab
1994 waren stud. phil. Olaf Schiel und stud. phil. Alexander Losse im
Einsatz; ihnen sei für ihr Engagement bei der Vorbereitung der Register
ganz besonders gedankt. Im Zusammenhang mit der Bearbeitung slawischer
Titel mußte Fremdhilfe in Anspruch genommen werden: unser Dank für ihre
zügige und engagierte Mitarbeit gilt Frau Bärbel Schmidt-Òakiƒ, M. A.
(Mainz), Frau XX Gerlach (Leipzig) und Herrn Prof. Karol Bal (Wroc»aw).
Dr. Detlef Thiel (Wiesbaden) und Frau Brigitte Vogt lasen Korrektur, ebenso
PD Dr. Matthias Koßler, der mir darüber hinaus mit seinem Fachwissen jederzeit
beratend zur Seite stand. Fachliche und persönliche Unterstützung erfuhr
ich in besonderer Weise vom Redakteur der Kant-Studien, PD Dr. Bernd Dörflinger,
der sich nach dem Tode Prof. Malters unermüdlich für den Erhalt der Kant-Forschungsstelle
am Philosophischen Seminar und die Fortführung des Bibliographie-Projekts
einsetzte. Unser Dank gebührt auch den Autoren, die uns über ihre Veröffentlichung
zu Kant Mitteilung machten und ganz ausdrücklich zahlreichen Forschern
aus aller Welt, die u. a. für ihren jeweiligen Sprachraum Teilbibliographien
erstellten und die Verifizierung von Titeln durch Autopsie vor Ort ermöglichten:
Dr. Boles»aw Andrzejewski (Pozna½); Dobrilo Aranitoviƒ (Òabac), Dr. Joachim
Aul (Almelo, NL), Prof. Abdelkader Bachta (Tunis), Prof. Karol Bal (Wroc»aw),
Prof. Danilo Basta (Beograd), Prof. Lewis White Beck † (Rochester), Prof.
Vladimir Belov (Saratov), Dr. Irene Borges Duarte (Madrid und Lissabon),
Prof. Vladimir BrjuÓinkin (Kaliningrad), Prof. Mario Caimi (Buenos Aires),
Prof. Rodica Croitoru (BucureÕti), Prof. Dulce María Granja Castro (Iztapalapa/México),
Prof. Gheorghe Epure (BucureÕti), Dr. Gernot U. Gabel (Köln), Prof. Masamichi
Hayashi (Niigata), Dr. Günter Heismann (Marburg), Dr. Herbert Herring
(Chennai [Madras]), Prof. Leonid Kalinnikov (Kaliningrad), Dr. Walentin
Kanawrow (Sofija), R.-D. Kluge (Mainz), Prof. Manfred Kuehn (Purdue),
Dr. Paul Lennon, O. Carm. (Dublin), Li Li , M. A. (München; VR China),
Dr. María Jesús Vázquez Lobeiras (Valencia), Dr. I. A. Naumenko (Moskva),
Prof. Faustino Oncina Coves (Valencia), Dr. O. I. Polikanova (Moskva),
Prof. Hoke Robinson (Memphis), Dr. Ernst Staffa † (Mainz), Dr. Werner
Stark (Marburg), Prof. Miros»aw òelazny (Toru½), Prof. Valentin A. ðu…kov
(Moskva). Meinem Mann, Dipl. Des. Roland Ruffing, bin ich überaus dankbar
für sein Verständnis und die tatkräftige Unterstützung bei der Erstellung
des Layouts, und meinen Kindern Moritz und Sofie für ihre Geduld, wenn
mir zeitweise die Arbeit wichtiger zu sein schien als sie. Sehr am Herzen
liegt mir noch, meinen Dank den Menschen gegenüber auszudrücken, ohne
die es diese "Internationale Kant-Bibliographie" letztlich nicht gäbe:
Vittorio Klostermann ließ auch in schwierigen Phasen keinen Zweifel am
Vertrauen in meine Arbeit. Prof. Hans-Martin Gerlach, seit 1997 Leiter
der Kant-Forschungsstelle Mainz, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
Arbeit seines verstorbenen Vorgängers mit allen ihm zur Verfügung stehenden
Mitteln bestmöglich fortzuführen, nachdem drei Jahre lang in Frage gestanden
hatte, ob und wie das Vorhaben vom Seminar zu finanzieren sei. Nur durch
seinen Einsatz kann auch der nächste Band, 1896 bis 1944, gefördert mit
Drittmitteln der DFG, erstellt werden. Prof. Gerhard Funke schließlich
ist es zu verdanken, daß sich die Kant-Forschung an der Universität Mainz
in der Kant-Studien-Redaktion und der 1992 begründeten Kant-Forschungsstelle
in der Weise etablieren konnte, daß alle Voraussetzungen für die Inangriffnahme
eines bibliographischen Großprojektes geschaffen waren; nach Malters Tod
im Dezember 1994 wurde er nicht müde, alles, was in seiner Macht stand,
zu tun, damit nicht mit dem Kollegen auch "seine Kanterei" in Mainz sterben
mußte.
Wiesbaden, im Dezember 1998 Margit Ruffing
|